Offroad in Mars Atmosphäre

von root

Wow, ist das warm hier (im Wohnkoffer) drin! Gerade noch eine zusätzliche Bettdecke gebraucht, und nun im hinteren, oberen Bereich Temperaturen von 26 Grad. Und wir können nicht lüften! Diesen Use Case hatten wir bei unserer Planung nicht bedacht, denn: Wir befinden uns in Südspanien mitten in einem Bereich, in dem der Wind feinsandigen, orangenen Sahara-Sand über das Mittelmeer transportiert hat, und wenn wir die Fenster öffnen würden, da es draußen kühler ist… Und die Klimaanlage möchten wir nicht anmachen, da wir nicht sicher sind, ob dann nicht doch Sand durch die Ritzen der Stauraumklappen gesogen wird und alles – inklusive des Filters – vollsetzt. So harren wir 2 Nächte in dieser Wärme aus, finden nur unruhigen Schlaf, aber die Atmosphäre ist bizarr und skurril. So etwas haben wir bislang noch nicht erlebt. Es wirkt, als ob unsere Fenster orange getönt sind, aber wenn man rausgeht, ist immer noch das gleiche Farbspektakel. Es ist diesig, man sieht weder Sonne noch Mond und fühlt sich wie auf dem Mars. Insbesondere am Abend ist das Licht dunkel-orange und man fängt tatsächlich schon an, ab und zu zu Husten. Nicht umsonst warnt der Wetterbericht bzgl. der schlechten Luftqualität.

Diese unheimliche Szenerie hat uns langsam am Cabo de Gata, am südlichen Leuchtturm eingeholt. Während unserer Fahrt Richtung Almeria und zur Tabernas Wüste intensiviert sich dieses noch. So wird unsere erste Offroad-Tour mitten durch die trockenen Canyons jener Wüste zu einem besonderen Erlebnis. Zumindest am ersten Tag noch trocken…

Wir steigen bei Santa Fe de Mondujar ein, nachdem wir die wirklich sehr interessante, archäologische Anlage von Los Millares besichtigt haben. Mit Maske, wegen dem Sand. Hier wurden wir bereits am Abend zuvor vom sehr freundlichen Direktor begrüßt, der auch ein paar Worte in deutsch mit uns gewechselt hat. Er hat uns zugesagt, daß wir am Tag danach, an einem Dienstag, die Anlage anschauen könnten, auch wenn eigentlich geschlossen ist. So sind wir knapp 1.5 Stunden alleine über die weitläufige Stätte gelaufen und entlang des ersten Weges erkennt man zunächst die originalen Befestigungsmauern der Stadt aus dem 3.ten bis 2.ten Jahrtausend v. Chr., wobei am Ende des zweiten Weges ein kleines Dorf anschaulich rekonstruiert wurde. Wir können einen Besuch hier nur empfehlen!

In Santa Fe finden wir erst nicht so recht den Einstieg in den Track und fahren uns fast in der engen Häuserschlucht fest. Rückwärts wieder raus, und über einen anderen Weg runter ins Tal, und ins Flußbett. Und da heißt es zuallererst: Luft raus, auf 3.5 bar vorne und 4 bar hinten. Und dann kann der Spaß – bei aller Konzentration – beginnen. Zunächst verläuft die Schotterspur entlang eines Bachlaufs, der mehrfach durchquert werden muß. Kein Problem, da nicht wirklich tief. Nach der nächsten größeren Kurve verläuft die eigentlich gute Schotterpiste weiter durch die Schluchten der Wüste, immer in Richtung Norden, nach Las Alcubillas. Die Piste ist auch in unseren Navi-Karten verzeichnet, nur 2 Stücke müssen in einem (ausgetrockneten) Flußbett gestückelt werden. Für einen Geländewagen ist die Tour nicht schwierig; wir müssen jedoch langsam durch die Buckel und Huckel fahren, um ein Aufschaukeln des Wohnkoffers zu vermeiden. Zum Schluß wird es dann nochmal (für uns) anspruchsvoll: Extrem steil und eng eine Schotterpiste hoch, dann kommt ein kleiner Absatz auf ein Teerstück, denn ein Bahndamm muß überquert werden. Dieser befindet sich direkt oben in einer Linkskurve, mit 4 engen Pfosten begrenzt, d.h. wenn man oben ist, dann muß man „genau treffen“ und auch noch hoffen, daß genau in jenem Moment kein Zug angerauscht kommt. Alles in Untersetzung, 1.ter Gang, Sperren nicht möglich wegen jener Kurve am Ende, und Anhalten ist absolut nicht möglich. Wir sind froh, daß alles klappt und wir die ca. 20 km in sage und schreibe 4 Stunden bewältigt haben. Natürlich mit genügend Foto- und Video-Stopps, damit wir dies später auch analysieren können. Über Nacht haben wir uns dann einen Stellplatz außerhalb gesucht, denn es wird starker Regen erwartet. Und dieser kam dann tatsächlich – und wusch auch den Sand aus der Luft.

Aber wir lassen uns durch so „ein bisschen Regen“ ja nicht abschrecken und so geht es am nächsten Tag – immer noch bei leichtem Nieselregen – in einen anderen Abschnitt der Tabernas Wüste und der Einstieg ist für uns bei einer Tankstelle, südlich eines Autobahnkreuzes. Der Weg beginnt ruppig, aber wir sind guten Mutes. Jedoch wandelt sich die Schotterstrecke schnell in einen Weg über Felsplatten, mit vielen Auswaschungen und Absätzen, gefüllt mit Wasser und bedeckt mit Schlamm. So fürchten wir, selbst bei Schrittgeschwindigkeit ggf. wegzurutschen oder nicht die richtige Spur zu erwischen. Aber so leicht geben wir nicht auf; es mangelt nicht an Bodenfreiheit. Als der Weg sich jedoch nur verschlimmert, wir ein Pärchen – man höre, er kommt aus Regensburg – treffen, welches meint: „Noch ca. 500 m – 1 km kann dies so dauern.“, geben wir klein bei. Das Risiko, mit unserem neuen Zuhause hier einen Fahrfehler zu begehen oder wegzurutschen und ggf. zu kippeln, ist für uns zu groß. Auch wenn wir von unseren Reifen, deren Grip und Möglichkeit, den Druck zu reduzieren, begeistert sind. Im Gegensatz zu gestern im Einsatz heute das volle Programm: Offroad-ABS, beide Sperren, Untersetzung bis runter in den 2.ten Gang und Druck in den Reifen deutlich reduziert.

So kehren wir um, aber: Wir versuchen den Track von der anderen Seite anzufahren, bei Tabernas. Und: Gute Schotterpiste! Wir kommen relativ schnell bis zu jener Stelle, an der wir von der anderen Seite aufgegeben hatten und beschließen, in einem Seitenarm – einer Sackgasse – die Nacht zu verbringen. Der Regen verschlimmert sich sogar noch über Nacht und wir hoffen, daß die Piste retour nicht allzu sehr aufweicht. So stehen wir windgeschützt, möglichst weit weg von den Abbruchkanten des kleinen Canyons wegen Steinschlaggefahr, die Nacht über, und tatsächlich, am nächsten Tag ist auch der Rückweg – natürlich bei Regen – für unseren super-geländetauglichen Patsha kein Problem. Eher sind wir „die Schwachstelle“.

Ach ja, die Tabernas Wüste soll die trockenste Region in Europa sein! Mmh!

Wege Spaniens

Stausee Algaciras

Info: Musik in obigen Videos von: https://www.musicfox.com.

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