Wer erinnert sich noch an einen unserer letzten Berichte? Patsha bremst uns aus! In jenem hatten wir beschrieben, daß in einer Art Kettenreaktion der Druckabfall im 3.ten Druckluftkreis (Handbremse) zu einer mechanisch ausgelösten Bremsung geführt hatte und wir versuchten, den Fehler mithilfe einer Werkstatt in Cuenca zu finden. Im Nachhinein müssen wir gestehen: Fehler leider nicht behoben, denn wir hatten die Situation erst neulich wieder, in der Höhe und nach einer kalten Nacht. Aber jetzt wissen wir zumindest, wie wir damit umgehen müssen. Nein, dieses Mal geht es nicht ums Ausbremsen, sondern ums Anschieben! Patsha hat sich gedacht: Damit es den Zweien vorne im Cockpit nicht langweilig wird, schiebe ich einfach mal beim Bergabfahren an, anstatt zu bremsen. Das sorgt für Nervenkitzel!
Tja, was war passiert? Nach oder bei einem Bremsvorgang mithilfe der Motorbremse (beim LKW der Knopf am Boden des Fahrerfußraumes) hängt unsere Leerlaufdrehzahl bei 1000…1200 rpm, d.h. der Motor schiebt unser Fahrzeug weiter an, wenn man nicht auskuppelt, was abwärts keine so wirklich tolle Idee beim LKW-Fahren ist. Nur ein gezielter Gasstoß läßt die Leerlaufdrehzahl wieder auf normale Werte absinken. Und wann braucht man die Motorbremse? Sehr oft bei Gefällefahrten wie z.B. Bergabfahrten, wo dann bei uns der Motor plötzlich genau gegensätzlich zum gewünschten Bremsvorgang agiert und „schiebt“. Nicht schön, insbesondere dann nicht, wenn man enge Kehren bergab fährt!
Dies ging jetzt schon einige Tage so und wurde immer schlimmer. War es am Anfang nur manchmal der Fall, war es zum Schluß in jeder der Bremssituationen. Nicht nur unschön, sondern unserer Meinung nach sogar gefährlich. Konzentration hoch 3 bei jeder Tour, und wir sind viele Bergstraßen gefahren!
Nach Chat mit Benny von FRM-Technik könnte die Ursache das Gasgestänge sein oder der Seilzug für das Standgas oder der Pneumatikzylinder, der das Gasgestänge in Null-Einspritzung drückt, jedoch: Beim Ausprobieren mit nicht-laufendem Motor sah alles von außen gut aus. Auch ein Telefonat mit dem Bosch-Dienst, bei welchem wir im Januar waren, brachte nur weitere Vermutungen (evtl. die Rückstauklappe im Abgasstrang?), während ein Chat im LN2-Forum in eine ähnliche Richtung, wie die von Benny vermutete, ging. Da half alles nichts: Fahrerhaus kippen und suchen! Wir hatten jedoch die letzten Tage immer Pech mit dem Wetter hier im eigentlich sonnig erwarteten Spanien: Teilweise sind sogar Berghänge auf Straßen abgerutscht, da der Boden die Nässe nicht richtig aufnehmen konnte bzw. dann zu aufgeweicht war. So haben wir den ersten sonnigen Tag – wir stehen zufällig auf einem erhabenen Platz an der Mittelmeerküste mit tollem Blick darauf – genutzt und begeben uns auf Fehlersuche. Ein Lob an FRM-Technik, da wir mit Benny per Videocall, an einem Samstag, direkt live am laufenden Motor „operiert“ haben. Erst im Nachhinein erfahren wir: Auch sie waren unterwegs auf einer Spritztour und ich stelle mir dies so vor: Vom sonnigen Stellplatz in Spanien hat man mit einem sonnigen Stellplatz in Deutschland telefoniert. Ein Hoch auf den guten Handy-Empfang, der in Spanien nicht immer selbstverständlich ist. Aber hierzu irgendwann mal mehr.
Long story short: Das Gestänge und der Seilzug an sich waren ok., nur der Zylinder direkt vor der Einspritzpumpe bewegte sich im Millimeterbereich nicht normal, und hier war es ein Zylinder im Zylinder. Dadurch hat die Einspritzpumpe weiterhin mehr gefördert, obwohl eigentlich nichts mehr eingespritzt werden sollte. Echt tricky und von außen – ohne Fahrerhaus zu kippen – nicht zu erkennen, da hinter dem Resonator versteckt. Wir hatten zwar kein Öl zum Schmieren des Kolbens, haben uns aber mit Fett beholfen und gleich alles andere mit abgeschmiert. Aber ob es was gebracht hat, konnten wir erst am nächsten Tag ausprobieren. Wir wollten schließlich nicht unseren tollen Stellplatz verlassen, an dem im Laufe des Tages doch einige Vans und WoMos vorbeikamen und augenscheinlich Interesse hatten.
Die ersten Kilometer am nächsten Tag zeigen bereits, daß wir die wirkliche Ursache gefunden und behoben haben – ohne Werkstatt: Yeah! Und ab jetzt fahren wir wieder deutlich entspannter, denn jetzt entscheiden wir wieder – und nicht Patsha! –, wann geschoben wird.
Ach ja, unsere Behelfslösung mit dem Lappen vor dem Zyklonfilter hat in einem ersten Regenguss auch gut funktioniert. Unsere Luftfilter waren ja zuvor „abgesoffen“. Man wird sehen, ob es damit dauerhaft – bis zu unserem nächsten Besuch in Giengen-Hürben – hält, denn dann muß natürlich eine Profi-Konstruktion her.
Info: Musik in obigem Video von: https://www.musicfox.com.