Das Sabbatjahr wollen wir nutzen, um mit Patsha – neben einer Kälteerprobung – auch eine Hitzeerprobung zu machen. Und wo erleben wir gerade die Hitzewelle? Nein, nicht in Marokko oder Südspanien, sondern in Deutschland! Wer hätte dies gedacht, daß wir bei 35 Grad und mehr, sowie Luftfeuchtigkeit von 85 %, hier in heimischen Gefilden schwitzen und unsere Klimaanlage auf Hochtouren die Batterien leersaugt?! Patsha inklusive Wohnkoffer scheint dies auch besser zu überstehen als wir.
Nachdem wir am 10. Juli die Grenze von Luxemburg nach Deutschland überquert hatten, hatten wir erst einen tollen Waldstellplatz bei Mörschied im Hunsrück gefunden. Neugierig wurden wir dort beäugt, aber selbst als Boris in den Genuß eines Haarschnittes (durch mich) kam 😉, kam kein unfreundliches Wort. So haben wir den Tag beim Planchern ausklingen lassen und konnten im fernen Hintergrund den Indianerrufen, Getrampel von Pferdehufen und Schüssen „lauschen“, denn just an diesem Abend wurden dort Karl-May-Festspiele (Winnetou) abgehalten. Hätten wir das gewußt, hätten wir uns bestimmt noch Tickets ergattert.
Am nächsten Tag ging es von dort nach Mainz, um die Bescheinigungen für Boris LKW-Führerscheinverlängerung einzuholen und diese dann zu beantragen. In jener Woche haben wir diese schöne Stadt etwas intensiver erleben dürfen und sind mit dem 9 € Ticket mehrmals in die City gefahren: Boris dann zu seinen Terminen, ich zum Sightseeing mit Eis essen. 😊
In Woche 2 ging es dann von Mainz in Richtung Ulm, zu FRM-Technik. Unsere Punkteliste – Reparaturen, aber auch Verbesserungen und Verschönerungen – ist lang! Sehr lang! Aber erstmal galt es, am Abend zuvor einen schönen Stellplatz in der Nähe zu finden. Inzwischen scheinen unsere Erwartungen an einen solchen wohl recht hoch, denn wir haben in Summe 7 Plätze abgeklappert und sind durch Zufall im schönen Lonetal mit seinen, als Weltkulturerbe ausgezeichneten Steinzeithöhlen, gelandet. Platz Nr. 1 lag in einem Gebiet mit 6 t Beschränkung; Platz Nr. 2 hätte 7 € gekostet und es standen schon sehr viele andere WoMos dort; Platz Nr. 3 in einem Wald war für uns zu vermüllt; Platz Nr. 4 zu offen und zu laut in der Nähe der Autobahn; Platz Nr. 5 artete in eine regelrechte Fahrodyssee aus, als wir zunächst ein kleines Dorf mit, zu einem Flohmarkt umfunktionierten Straßen, queren mußten, danach an einer Kreuzung zwei Richtungen nur noch für den landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben waren, und Richtung Nummer drei urplötzlich an einer Ampel mitten in den Feldern mit dem Vermerk endete: Betreten durch Unbefugte verboten. Häh? Mitten auf den hügeligen Feldern ein Flugplatz? Also wieder durch’s nette Dorf retour, welches von der anderen Seite jetzt herkommend eigentlich komplett gesperrt war. Also, wir wären fast in Deutschland verschollen! Nachdem wir Platz Nr. 5 dann also gar nicht erreichen konnten, lag Platz Nr. 6 dann leider hinter dem „Waldweg gesperrt“ Schild. Wie schade! Aber Platz Nr. 7 im Lonetal war dann schön, wenn auch schräg, und hier wollten wir dann für die Nacht bleiben. Hüstel, hüstel… Nach 2 Stunden sind wir dann auf den anderen Parkplatz (= Platz Nr. 8), nur 100 m weiter, gewechselt. Lag irgendwie idyllischer. Also, wer jetzt von uns mal eine Stellplatzempfehlung in der Nähe von Giengen braucht… 😉
Am Montag früh, in der zweiten Juli-Hälfte, standen wir also – fast pünktlich – bei FRM-Technik, und wir waren sprachlos, als nach 10 min. ratz-fatz und als erstes die Dachreling demontiert war: Unser kleiner Schandfleck aus Nordspanien, als wir in der Nähe der Picos de Europa einen Felsüberhang beim Gegenverkehr-Ausweichmanöver „geküsst“ hatten. Benny und sein Team haben 4 Tage lang Vollgas gegeben und sogar unsere Prio 2 Liste angefangen, abzuarbeiten. Einige Punkte haben wir in Absprache mit ihm auf ein „nächstes Mal“ in 2023 verschoben, aber wir waren schwer beeindruckt, wie schnell und konzentriert alles angegangen wurde. Bei der Länge unserer Liste hatten wir mit 3 Wochen und mehr gerechnet; so waren wir total von den Socken, als schon so viel in der ersten Besuchswoche geschafft wurde. Schaut Euch gerne die Bilder unten an, was – neben Dingen, die man schlecht fotografieren kann, wie das Löschen eines Fehlers in unserem Heizmodul zum Beispiel – alles erledigt wurde, und falls Ihr Fragen dazu habt, meldet Euch gerne.
Angesichts dieser Geschwindigkeit auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite, daß wir noch auf Teile warten mußten, sind wir über’s Wochenende nach Landshut gefahren. Family Time! Und hier hat uns die Schwüle vollends eingeholt, so daß unsere neue, seitliche Wäsche-Trockner-Konstruktion ihre Premiere hatte – abgeschaut bei Tanja und Andre.
Am Dienstag früh – in der Woche danach – standen wir also wieder bei FRM-Technik auf dem Hof. Abends zuvor hatten wir abermals einen anderen Stellplatz im Lonetal auserkoren – Abwechslung muß ja sein! – und das erste Mal wurden wir konfrontiert mit der Aussage, daß dies ja kein wirklicher Parkplatz sei, man uns aber angesichts der Hitze erlaube, hier bis zum nächsten Morgen zu stehen. Mmh, der Stellplatz ist in Karten als regulärer Parkplatz ausgewiesen und es steht auch ein Schild dort: Benutzung auf eigene Gefahr. Aber ja, Freistehen in Deutschland ist ein „schwieriges Thema“. Leider erhielten wir am nächsten Morgen von einem Radfahrer, der uns dort „besuchte“, den, seit Start unserer Reise, allerersten negativen Kommentar zu unserer Übernachtung („Das ist doch hier kein Campingplatz!“). Wenn wir so zurückblicken, sind wir tatsächlich in Deutschland eher mit abwertenden Blicken, Ignoranz oder auch weiteren skeptischen Kommentaren bedacht worden, als wie in anderen Ländern mit dem berühmten „Daumen hoch“. Sehr schade! Wobei uns dann doch wieder liebe Kommentare und Wünsche für eine gute Reise, die wir in Instagram von uns unbekannten Menschen erhalten, die an unserem Fahrzeug vorbeigehen und unser Logo sehen, wieder aufmuntern. Den bislang besten Spruch zu unserem Fahrzeug haben wir jedoch von einem vorbeilaufenden Vater zu seinem Sohn gehört. Der Sohn sagte: „Das ist aber ein großes Wohnmobil!“, und daraufhin antwortete der Vater: „Das ist ein Reisemobil für die Zombie-Apokalypse!“. Wir saßen unbemerkt im Inneren, dachten erst, wir hätten nicht richtig gehört, und mußten dann lachen. Echt cool!
„Cool“ war auch ein PKW-Fahrer, der uns beim Rangieren auf einem Schotterparkplatz plötzlich ausbremste, uns dann ansprach: „Ich fahre Euch schon ein paar Kilometer hinterher. Kann ich mal reinschauen?“ Da waren wir dann doch etwas perplex. Vielleicht sollten wir die Roomtour doch schleunigst nachholen?
Nachdem wir FRM-Technik dann später wieder verlassen haben werden, wird es auch das zweite Mal auf unserer bisherigen Reise sein, daß wir abends einen wirklich super schönen Stellplatz verlassen, da sich (diesmal) eine Gruppe lauter, trinkender Männer formiert. Da ziehen wir doch die Nachtruhe und den „Wohlfühlfaktor“ vor. Und wir müssen sagen: Unser „Notplatz“ inmitten von Feldern war seit langem der Erste, an dem am nächsten Morgen bis mittags niemand vorbeikam. Was will man mehr!
Aber zurück zu FRM-Technik: Wir sind super zufrieden, wie schnell und professionell unsere Punkteliste abgearbeitet wurde, und daß wir auch alle unsere (technischen) Fragen besprechen konnten. Wir saugen die Infos und das neu Gelernte auf wie ein Schwamm bzw. besser, zwei Schwämme, und hoffen, daß wir damit für den letzten Teil unserer Testreise besser gewappnet sind. Lediglich der Punkt mit den zu verstärkenden Federn unter dem Fahrerhaus wurde in Absprache auf 2023 vertagt. Wir sind vorne – für unsere Begriffe – „viel zu weich“, aber für Skandinavien und Co. sollte es reichen. Wichtig war uns aber, daß der gebrochene, und nur provisorisch reparierte Spiegelhalterarm auf der Beifahrerseite ersetzt wurde. Wir sind schwer beeindruckt, wie viele tausende Kilometer dieses Provisorium gehalten hat (knapp 6000 km). Und für alle, die es interessiert bzw. die diese Info gebrauchen können: Man kann sich bei MB-classic-truck ein Werkshandbuch passend für seinen LKW besorgen. Leider geht dies nur in Papierform und ist auch nicht gerade billig, aber wir meinen, daß das Geld gut angelegt ist.
So machen wir uns Ende Juli mit unserem „gepimpten Patsha“ auf dem Weg durch Deutschland ´gen Norden, erwähnen auch noch einmal lobend die Mainfranken Truck & Trailer Waschanlage – Mega Wasserdruck aus der Sprühpistole! Super netter Empfang, und auch noch einen Kaffee und eine Dusche angeboten bekommen! 😉 -, und freuen uns erstmal auf den nächsten, und in diesem Jahr letzten Family Besuch in Deutschland. Nach diesem soll es via Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, und durch’s Baltikum retour gehen. So zumindest der Plan an Tag 200, seitdem wir aus unserem Drachennest ausgezogen sind!