Schweden oder Norwegen?

von root

Unser hehres Ziel ist, mit unserem rollenden Zuhause bis ans Nordkap zu kommen. Selbst in bisherigen Urlauben hatten wir es nicht so weit nördlich geschafft. Und wir wollen dorthin noch vor dem Winter gelangen, d.h. es sind nicht mehr so viele Wochen, bis vermutlich dort oben der erste Schnee fallen wird. Also, fahren wir über Schweden hoch, und den kleinen Rest oben durch Norwegen? Oder ausschließlich durch Norwegen? Oder im Zick-Zack? Am liebsten wäre uns letzteres, aber ein grobes Überschlagen der Kilometer und der Zeit, die wir für diese brauchen würden, läßt uns diese Option schnell ad acta legen. Da wir Schweden, insbesondere Kiruna und Arvidsjaur, durch unsere beruflichen Wintererprobungen mit namhaften Automobilherstellern gut kennen, sogar selber mal in Kiruna über Winter Urlaub gemacht hatten, und darüber hinaus aufgrund der Corona-Quarantäne Bestimmungen in 2020 nicht nach Norwegen kamen und anstatt dessen 2 Wochen Urlaub in Schweden verbrachten (Oh Mann, wir haben es immer noch nicht geschafft, die Fotos zu sichten und auszusortieren!), haben wir jetzt beschlossen: Erstmal ab Malmö den Süden Schwedens bis hoch nach Oslo, und von dort weiter bis ans Nordkap – mit eventuell noch einmal einem Schlenker nach Schweden in den Stora Sjöfallets Nationalpark auf Höhe der Lofoten.

Der Vorteil bei dieser Art zu Reisen ist, daß man jederzeit flexibel entscheiden kann, wohin es einen verschlagen soll und welche Route man wählt. Natürlich gibt es Rahmenbedingungen wie Zeitdauer oder auch Wetterverhältnisse, aber das schöne ist: Man ist frei! Der Nachteil: Immer diese Diskussionen, das Abwägen und Entscheiden! Kann auch manchmal anstrengend sein. Aber wir verstehen dies als einen Luxus, den wir in diesem Sabbatjahr genießen dürfen.

Nachdem wir also durch Dänemark sprichwörtlich „gespurtet“ sind, haben wir die paar Tage in Schweden sehr genossen. Schweden mag manchem zwar als schön, aber auch als eintönig vorkommen, da es keine „spektakuläre Natur“ vorzuweisen hat, aber wir finden: Dies gibt Ruhe! Die vielen, großen Wälder, in denen man sich verlieren kann. Die schönen, klaren Seen, die zum Baden einladen – vorausgesetzt, man findet einen Stellplatz mit Zugang, an dem nicht schon ein anderer parkt. Und wir mögen die Aufgeschlossenheit der Schweden: Überall, wo wir dort schon waren, haben wir uns willkommen gefühlt.

Insofern waren wir gespannt, wie es in Norwegen sein wird. Wir waren dort schon einmal mit zwei Freunden auf einer Motorradtour vor – auf den Monat genau! – 20 Jahren; sind bis nordöstlich von Bergen gekommen. Wenn wir die Papierfotos von damals anschauen, können wir uns gut an die atemberaubenden Landschaften erinnern. Ach, Ihr wißt noch, was jene Fotos sind?  😉  24er und 36 er Filme, deren Entwickeln so teuer war, daß man immer nur wenige Fotos im Urlaub gemacht hat. Und diese hatten wir dann für unsere bisherige Homepage eingescannt: Schlechte Qualität. Ja, so ändern sich die Zeiten und die Menge der Aufnahmen!

Der erste Tag und Abend in Norwegen fing diesmal schon gut an: Sonne, super Platz südöstlich von Oslo mit der Möglichkeit zu einer kleinen Wanderung auf einen Aussichtsturm, nette Begegnung mit 2 Norwegern, die dort ihr Sommerhaus haben, und: Wir haben auch noch eine Elchkuh mit zwei kleinen Kälbern gesehen, die die ganze Nacht in unserer Nähe blieben. Wahnsinn! Doch ab dann: Wechselhaftes Wetter – ok., hatten wir schon irgendwie damit gerechnet; steile, enge Straßen – hatten wir uns schon bei den vielen Hügeln und Bergen gedacht, aber: SO VIELE WOMOS und CAMPERVANS!!!! Die Hälfte dieser scheint ein deutsches Kennzeichen zu haben, die andere Hälfte wird von Norwegern (mutmaßlich Mietcampern) dominiert, mit ein paar weiteren aus Holland. Wir hatten gehofft, daß Mitte August langsam die Nachsaison anfängt, aber dies scheint weit gefehlt zu sein. Vor allem jedoch: Kein Gefühl für den – wir nennen es mal – „Wohlfühlabstand“ an Übernachtungsplätzen! Den Vogel schießt ein junges Pärchen in einem gemieteten (deutschen) Roadsurfer Van ab, welches meint, sich um 21 Uhr mit ihrem Heck nur einen Meter entfernt vor unsere Treppe hinzustellen, und dann zu uns sagt: Was würde uns denn stören? Auf unsere Frage, warum sie nicht am Parkplatz davor – am Stegastein – campieren wollen, kam die Antwort: Dieser ist voll, und sie stellen sich doch nicht auf Betonplätze. Tja, daß der Parkplatz leer war – bis auf ein anderes WoMo – wußten wir, da wir erst kurz zuvor von einer Wanderung dorthin zurückkamen, und am nächsten Morgen war das Bild hier immer noch gleich. Wir empfanden dieses Verhalten als sehr dreist! Was uns auch generell hier in Norwegen auffällt: Keiner kommt auf uns zu oder fragt, ob dies ok. sei, sich so eng zu uns zu stellen. So würde man zumindest ins Gespräch kommen und vielleicht wird daraus auch eine nette Begegnung. Nein, man stellt sich hin, ignoriert uns, und breitet sich dann meistens lautstark aus. Und wo ein zweiter, dritter, … Camper steht, ist die Hemmschwelle für’s „Gruppenkuscheln“ gefallen. So schade, diese Kultur von ausschließlich ausländischen Urlaubern!!!

Insofern haben wir es auch jenem Pärchen „zu verdanken“, daß wir vom Stegastein regelrecht wieder geflüchtet sind, auch die Flambahn ausgelassen haben, und danach – anstatt bis nach Bergen zu fahren – bereits viel früher über die 613 Richtung Norden, Richtung Moskoq, abgebogen sind. Soviel zur Flexibilität bei der Routenplanung! Und diese Strecke war landschaftlich atemberaubend! Wir hatten auch einigermaßen Glück mit dem Wetter, der WoMo Verkehr hielt sich in Grenzen, und die Anzahl der Kuschelnachbarn auch. Also, ein „Dankeschön“ an dieser Stelle!  😉

Nur, je näher wir in Richtung Geiranger kamen, desto mehr wandelte sich wieder das Bild. Insbesondere bei den engen, steilen Pass-Straßen mit ihren Kehren ist das Fahren wahrlich kein Spaß mehr, wenn permanenter Gegenverkehr ist; teilweise sogar mit großen LKWs! Das macht aus einer Traumlandschaft ein sehr anstrengendes „Fahrvergnügen“.

Wir haben diskutiert, ob wir abbrechen sollen und zurück nach Schweden; ein Schweden, welches uns mehr Ruhe gegeben hatte, als die noch so imposante Kulisse in Norwegen. Aber der Weg zurück aus den Fjorden, Schweden hoch und doch die Lofoten wieder mitnehmen – denn da wollen wir unbedingt hin! -, wäre schon ein sehr großer Umweg! Und der kostet auch wieder viel Zeit. Mal sehen, ob wir es überhaupt bis zum Nordkap schaffen oder nicht doch der Winter schneller ist. 😉

Fahrt über den Atlantershavsvegen. (Musik: https://www.musicfox.com/)

 

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