Vom Horror des Offline-Seins

von root

Wir stehen am südlichsten Flecken von Griechenland – dem Kap Tenaro – und haben einigermaßen Netz. Zumindest reicht es aus, um meine Eltern mit einem kurzen Videocall zu überraschen. Aber kaum sind wir zurück zu Patsha gewandert, da zeigt das Handy genau „0 Balken“ = Kein Netz. Und es ist erst 16 Uhr und wir wollten hier eigentlich bleiben. Das wären dann ja noch mindestens 18 Stunden ohne Empfang, bis wir von hier wieder losfahren. Was werden wir alles verpassen: Von den neuesten Insta-Posts über Mails bis hin zu Nachrichten über das neueste Weltgeschehen. Genau in dieser Reihenfolge. Aber wenigstens kann man dann Radio hören. Ne, geht ja auch nicht, denn wir streamen inzwischen einen heimischen Sender, damit wir genau wissen, wie kalt es in Deutschland ist oder wo es wieder die aktuellen Staus gibt. 😉 Aber was jetzt machen, so ohne Internetanbindung? Miteinander reden? Schweigend ins Lagerfeuer starren? Ok., am Kap haben wir keines gemacht, aber prinzipiell…

Nur 10…15 Jahre zurück: Wir sind zwar mit Handy im Urlaub unterwegs, aber ohne Tablet oder Laptop und das Handy ist auch nur zum Telefonieren gedacht – falls man mal müßte. Die Zeiten der Papierkarte zwecks Routenführung sind da zwar schon vorbei – also, ein Navi wollen wir definitiv nicht mehr missen! -, aber nur zu gut erinnern wir uns, wie wir nochmal weitere 10 Jahre zurück in Namibia oder Chile auch mit solch einer Karte bis ans Ziel kamen. Planung bzw. Flexibilität war da gefragt, den Park4Night o.ä. gibt es auch noch nicht so lange. Und jetzt: Man teilt Fotos und hält die Homepage aktuell, kommuniziert mit Family und Freunden per Mail oder What’sApp, und auch die Arbeit – oder ist für jemand das Erledigen der Lohnsteuererklärung Spaß? – benötigt ein stabiles Netz. Immer weniger wird es wichtig, Handyempfang für’s Telefonieren zu haben, denn alles geht inzwischen gut über Daten. Hierzu hatten wir ja mal etwas geschrieben.

In Vorbereitung unserer Nordamerika Reise haben wir uns informiert, welche Prepaid-Karten man in Kanada erwerben kann. Was? 10 CAD für nur 1 GB? !!!!  Da sind ja die deutschen Verträge – zumindest in der EU – noch besser. Anscheinend wird man da arm und so weichen manche auf eine eSIM mit einer Nummer aus HongKong und 25 GB im Monat aus, oder wir lesen von mehr und mehr Reisenden, die sich ein Starlink System zulegen. Starlink, hat das nicht mit Elon zu tun? Genau, ja! Die passende Hardware hierzu ist zwar nicht günstig (ca. 480 €), und das Abo – so man es in Deutschland abschließt – ist mit 100 € im Monat auch nicht von schlechten Eltern, aber dafür hat man eine Datenflat. Natürlich unter der Voraussetzung, daß man freie Sicht auf einer der vielen „Elon Satelliten“ hat. Ob dies aber wirklich in Nordamerika funktioniert? Die deutschen Nutzungsbedingungen schreiben von einer kontinentalen Begrenzung, für welches man ein System gekauft hat.

Bislang haben wir noch keine 100 € im Monat für unsere Mobilität ausgegeben; im Schnitt kommen wir momentan auf 47 € pro Monat während unserer EU-Reise. Aber Kanada – für USA haben wir uns noch nicht informiert – ist wohl preislich der Oberhammer! Sparen kann man dort definitiv, wenn man das öffentliche WLAN nutzt, welches aber auch in erster Linie nur in Städten verfügbar ist. Momentan haben wir uns noch nicht entschieden, aber zurück zum Thema, zu unserer Offline-Situation am Kap Tenaro.

Ein Kommentar, den wir in Insta auf einen Post gelesen haben, lautet: When I’m out, I’m out! Und so handhaben wir es derzeit. Wir verlassen keinen Stellplatz fluchtartig, weil wir kein Netz haben. Miteinander reden tun wir auch noch immer. 😉 Dann gibt es halt keinen Wetterbericht, sondern wir lassen uns überraschen, wann der Regen aufhört oder wie lange die Sonne noch scheinen mag. Am Laptop Dinge erledigen, wie z.B. Fotos aussortieren, kann man immer noch. Aber am besten ist es doch: Man sitzt vor dem knisternden Lagerfeuer, schweigt und genießt, und läßt den Tag ausklingen.

 

Ein Regentag an den Polilimnio Wasserfällen.

 

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