Es war ja so klar: Irgendwann mußte es passieren! Aber warum im Schnee, bei tiefen Temperaturen in der Höhe? Wir sprechen von unserem ersten Reifenschaden!
Nun ja, der Reifen war nicht platt; deswegen hatte auch unser TireMoni nicht angeschlagen. Ein abendlicher Blick rundum auf unser Fahrzeug ließ uns jedoch stutzen: War da nicht etwas auf dem Reifen? Bestimmt nur wieder ein kleiner Stein. Oh nein, da steckt ja eine Schraube drin!!! Woher kommt die denn? Wir haben zunächst noch die Hoffnung, daß die Schraube nicht tief ist und nur oberflächlich im Profil steckt, aber besser, vorbereitet sein, als die Schraube rausdrehen und dann stehen wir auf einem Plattfuß da.
Gut, daß wir auf einem freien Schotterstück stehen, denn rings um uns herum liegt Schnee. Kurz zuvor haben wir Versuch Nr. 3 an jenem Tag abgebrochen, vom südlichen Teil des dritten Fingers der Peloponnes wieder nach Norden zu kommen, denn Straße Nr. 1 war knapp vor Erreichen einer Ortschaft nicht mehr geräumt – und es ging steil über Kehren mit vereister Fahrbahn hinunter, also besser kein Wagnis! Straße Nr. 2 sollte eine Hauptstraße sein; erwies sich dann aber als komplett schneebedeckter und nicht geräumter, kleiner Schotterweg. Und auf Straße Nr. 3 kam uns ein Auto entgegen, in welchem uns der Fahrer mit klaren Handzeichen zu verstehen gab: Hier geht es nicht mehr weiter. Nun ja, vermutlich schon, aber bei der virtuellen Durchfahrt via Google Maps haben wir dann später am Abend gesehen: Unter einem Balkon würden wir nicht durchpassen. Also gut, daß wir jetzt schon gehalten haben und eigentlich wollten wir den Tag an jener Stelle schön im Schnee ausklingen lassen. Um uns herum griechische Familien, die nur mal schnell hoch in die Berge bis hierher gefahren sind, um ihren Kids Schnee zu zeigen. Witzig!
Also, da stehen wir nun und schauen auf die glänzende Metallschraube. Gut, daß wir wissen, wo unser Wagenheber, den wir über ein Jahr nicht gesehen haben 😉, verstaut ist. Und gut, daß wir noch die Holzblöcke aus Frankreich an Bord haben – die wir eigentlich verheizen wollten -, denn wir merken: Unsere Holzplatte alleine ist nicht dick genug, und die Lücke zwischen Wagenheber und Hinterachse zu groß. Aufgebockt war Patsha dann am hinteren, rechten Reifen schnell für uns. Und nun? Wir holen erstmal unser Reifenflickset heraus und holen uns Rat – bzw. seelischen Beistand – bei Benny von FRM-Technik. Alle diejenigen, die schon mal einen LKW-Reifen selber geflickt haben, werden sich jetzt bestimmt denken: Oh je, das geht doch ganz easy; was machen die da rum! Nun ja, wir sind Bloody Beginners und geübt haben wir solch‘ etwas nicht. Und bevor wir unseren Reifen ganz demolieren…
Also, Luftdruck auf unter 2 bar gesenkt, damit uns nichts entgegenfliegt. Schraube flux rausgedreht und es zischt! Die Hoffnung zerschlägt sich damit, daß die Schraube nur kurz sei. Es ist sogar eine Spezialschraube, die unten am Ansatz ein kantiges Ende hat, um es in z.B. Holz erst reinzudrücken und danach fest anzuziehen. Und der kleine Teller hat sogar eine Gummierung, insofern war alles gut abgedichtet und der Grund, warum unser TireMoni nicht anschlug. Nächste Schritte danach: Reibahle schnell rein und drehen, drehen, drehen… Parallel die Gummi-Wurst vorbereitet, damit man sie in das Loch von außen reindrücken kann. Und da fing es an: Sie geht nicht rein. Das Loch ist einfach zu eng. Wo ist nochmal unser Akku-Schrauber/-Bohrmaschine? Aufgeladen??? Wir haben Glück. Wir versuchen es zunächst mit einem 6er Bohrer. Eine neue Gummi-Wulst kriegen wir auch dann nicht rein. Danach einen 8er Bohrer. Ok., final ist dies unser erstes Lessons Learned: VIEL zu großer Bohrer! Wir hätten den Reifen lieber noch etwas drehen sollen, damit wir eine bessere Position zum zu flickenden Loch haben, und dort mit mehr Kraft arbeiten können. Aber, nun ist das Loch nun mal so, wie es ist. Und wir kriegen die Gummi-Wulst irgendwie mit Kraft rein. Wir testen mit Spülmittel, keine Blasen; sieht also gut aus. Vertrauen wir dem? Natürlich nicht! Also bleiben wir besser über Nacht aufgebockt und schauen uns die Sache am nächsten Morgen nochmal an. Natürlich haben wir zuvor wieder auf 6 bar aufgepumpt.
Nächster Morgen: Prima, sieht gut aus! Keine Luft entweicht. Wir lassen Patsha hinten folglich runter und: Mist, jetzt kommt Luft raus, da wir mit Gewicht auf dem Hinterreifen stehen. Nun gut, wir kriegen langsam Übung. Wir fahren etwas vor, damit die zu reparierende Stelle zwischen Boden und Tank ist, und Boris sich dort hinlegen und mit mehr Druck arbeiten kann. Wir kennen das Spiel ja schon: Wieder auf Wagenheber rauf – ach ja, jetzt am Morgen sind es um die 0 Grad! Brrr! -, diesmal nicht bohren, sondern die nächste Wulst reinschieben, nachdem wir zuvor Luft abgelassen haben, final testen, ob es dicht ist, Luftdruck wieder drauf, nochmal testen, runter vom Wagenheber, und glücklich sein, daß es hält. Aber, vertrauen wir der Sache jetzt? NEIN! Sparta ist ca. 40 km entfernt und der nächste Ort, der bestimmt eine Reifenwerkstatt hat, auch wenn man nichts über eine Internetsuche herausfindet.
Wir machen uns abfahrbereit und während Boris als Fahrer vorsichtig die glatte Straße runter ins Tal fährt, haftet mein Blick als Beifahrer immer auf dem TireMoni. Und es zeigt sich: Gut, daß wir es haben! Wir kommen ca. 16 km weit, da verlieren wir plötzlich massiv Luft. Wir mühen uns noch 4 km bis zu einer Tankstelle ab, damit wir sicher stehen können. Auf dem Reifen sieht es aus, als ob Kaugummi klebt: Die Reifenwülste haben sich rausgedrückt. Schei… Aber wir sind ja jetzt geübt: Reifen-Flick-Aktion Nr. 3! Glücklicherweise diesmal in der Sonne und bei milderen Temperaturen; was für ein Unterschied! Und diesmal schieben wir den Gummi-Wulst noch tiefer rein, daß kaum mehr ein Ende rausschaut. Jetzt sitzt es!
Von den lieben Tankstellen-Betreibern bekommen wir den Tipp, wohin wir nach Sparta müssen: 20 km noch bis zur Reifenwerkstatt; Blick gebannt auf dem TireMoni, und der Reifen hält. Sind ja jetzt Profis.😉 Wir fürchten noch, die Werkstatt hat über Mittag zu und wir kriegen keinen Termin, aber: Es läuft wie am Schnürchen! Sprichwörtlich: Rein – Rauf – Runter – Raus! Profi-Reparatur von innen; die Fotos unten zeigen es. Und es war absolut nicht teuer.
Wir sind happy, haben wieder viel gelernt – auch dank unserem „Telefonbeistand“ 😉 -, und sind für die nächste – die hoffentlich NIE kommen wird – Reifennotreparatur gerüstet. Und Straße Nr. 4 – eine Schnellstraße von Sparta nach Tripoli – ist geräumt, so daß wir schneefrei weiter in den Norden ziehen können. Ende gut, alles gut!