Nach knapp 4 Wochen haben wir Patsha in Halifax wieder in Empfang nehmen können. Eine lange Zeit voller Bangen und Unsicherheit, ob alles gut verlaufen wird, und für uns das erste Mal, daß wir ein Fahrzeug verschifft haben. Aber Patsha ist ja mehr für uns als einfach nur ein Fahrzeug; Es ist unser Zuhause – unser einziges Zuhause – und insofern ist es schon ein großes Risiko für uns, wenn etwas schief gehen würde. Gerne möchten wir mit Euch unsere Erfahrungen in Bezug auf den Ablauf teilen und eventuell hilft dies dem einen oder anderen von Euch auch in seiner Vorbereitung. Eine informative Link-Übersicht ist bereits seit Wochen auf unserer Webpage.
Fangen wir also nochmal mit der Angebotseinholung an, die wir im Laufe des letzten Jahres angegangen sind. Dass dann aber die Preise aller Reedereien in diesem Jahr nochmal um 25 % gestiegen sind und tagesaktuell abgerechnet wird – wir hätten uns daher nichts sparen können, wenn wir letztes Jahr schon für dieses Jahr gebucht hätten -, ist schon noch einmal eine Hausnummer und alles andere als günstig. Abgerechnet wird nach Volumen (=Außenmaße), nicht nach Gewicht. Dazu kommt noch eine (verpflichtende) Transportversicherung, um einen Totalverlust abzusichern, und je nach gusto auch eine Inhaltsversicherung (hierfür haben wir eine Liste unseres Inventares erstellt, die wirklich detailliert war, es aber vermutlich nicht bis zu jenem Detaillierungsgrad gebraucht hätte). Wie auf unserer Link-Seite erwähnt, haben wir uns für Caravan Shippers entschieden – aufgrund des besseren Selbstbehaltes (SB) in den Versicherungen -, auch wenn sie leicht teurer als Seabridge waren. Seabridge selber inkludiert noch eine Unterbodenwäsche im Angebot, da es vor Ort in Halifax passieren kann, daß Fahrzeuge auf zu viel Dreck (Erdklumpen, durch die früher mal die Maul-und-Klauenseuche eingeschleppt wurde) kontrolliert werden, und eine Wäsche (teuer) vor Ort in Halifax zwangsverordnet werden kann. Da wir gehört hatten, daß dies eher bei Landmaschinen passiert, sind wir dieses Risiko, keine Unterbodenwäsche zu haben, eingegangen. Jedoch hatten wir Patsha vor Abgabe noch selber gut gesäubert.
Mindestens Caravan Shippers und Seabridge verschiffen mit ACL/Grimaldi; wir vermuten, Overlander Shipping ebenso.
Die Kommunikation mit Caravan Shippers im Vorfeld der Verschiffung verlief gut; es wurde im Regelfall binnen 2-3 Tagen (auf unsere Fragen in Mailformat) geantwortet. Wir haben eine Beschreibung des Ablaufes für die Abgabe in Hamburg inklusive Skizze der Örtlichkeit erhalten, so daß wir uns damit vertraut machen konnten.
Zur Vorbereitung von Patsha auf die Verschiffung: Dass das Gas leer sein soll und auch kein Wasser im Tank, ist selbstredend klar und weiß jeder. Dass nur ¼ Kraftstoff im Tank sein soll, kann man auch schnell nachlesen; auch, daß der Wohnkoffer sichtleer sein soll. Aber die Details, wie die Sicherung der Diff-Locks oder Hinweisschilder auf der Einstiegshalterung, damit diese nicht zerbrochen wird, haben wir durch Infos bzw. Erfahrungen von Marina und Rico (itchywheels) bekommen. In einem Post in Instagram hat auch ein anderer ein Bild von seinem Manual geteilt, in welchem er grob die Bedienung von seinem Fahrzeug (Motor-Start und -Stopp) erklärt: Für uns eine super Idee, die wir „kopiert“ haben. Auch wenn die „Fahrtruppe“ am Hafen bestimmt nicht das erste Mal einen LKW auf das Frachtschiff fährt, sind es doch vermutlich eher neue, anstatt alte Modelle. Wir haben dann für Patsha ein ebensolches, für unser Fahrzeug angepaßtes, Manual erstellt: Auf deutsch, in englisch und französisch – wg. Ostkanada; ansonsten wäre spanisch wohl noch eine gute Wahl. Da unser Durchstieg abschließbar ist, und auch von der Fahrerseite eine variabel einsetzbare Klappe hat, hofften wir, möglichen Aufbruchversuchen entgegen zu wirken, wobei die Route Hamburg – Halifax zu den sicheren Routen gehört. Dennoch hatten wir auch unsere KCT-Metallluke im Einsatz; sicher ist sicher.
Für die Vorbereitung (LINK) hatten wir uns in Summe 2 Tage genommen – und uns als Basis eine Checkliste erstellt -, wobei wir aufgrund der Erfahrung von Andrea und Matthias (staernschnoppe) glücklicherweise rechtzeitig angefangen hatten, unser restliches Gas abzubrennen. Die Tankanzeige stand schon seit Tagen auf leer, und dennoch haben wir in Summe nochmal 9 Stunden (!!!) gebraucht, bis alles wirklich leer war. Damit hätten wir nie im Leben gerechnet. Jetzt steht die Anzeige wieder auf „voll“, so daß wir glauben, daß sie auch leicht verdreht ist. Aber definitiv ist es gut, rechtzeitig damit anzufangen. Selbst wenn wir bei unserer Tankgasflasche kein Freispülzertifikat brauchen, gefragt wurden wir am Hafen nach dem Füllstand von Gas und Wasser schon – wenn es auch nicht kontrolliert wurde. Im Übrigen hat keiner im Hafen in unseren Wohnkoffer, noch in die Staukästen, geschaut.
Mit einem Mitarbeiter von Caravan Shippers hatten wir uns am Abgabeort (Unikai, Hamburg) verabredet, da wir dachten, daß wir bis in den Hafen begleitet werden und auch dort noch ein Abgabeprotokoll erstellt wird bzw. unser Fahrzeug zusammen mit dem Hafenmitarbeiter vermessen wird. Die dort gemessenen Außenmaße sind dann Grundlage für die spätere Rechnung, nicht die eigenen Angaben zur Erstellung des Angebotes. Jedoch durfte nur ein einziger von uns dreien unser Fahrzeug in den Hafenbereich begleiten, so daß das Gespräch vor Ort zwar informativ war, aber wir im Nachhinein die komplette Anmeldung und Abgabe auch alleine bewerkstelligt hätten. Es wurde weder ein Abgabeprotokoll, noch ein Vermessen vor Ort in unserem Beisein durchgeführt. Der Mitarbeiter von Caravan Shippers hatte jedoch zuvor noch kurz Fotos von außen von unserem Fahrzeug gemacht, die definitiv aussagekräftiger sein sollten als ein Protokoll.
Die Abgabe verlief kurz und schmerzlos; Boris konnte kurz den zuständigen Mitarbeiter im Hafen sprechen, der mit seinem Team auch später unser Fahrzeug auf das Schiff fahren wird. Und dann war der Abgabespuk auch schon vorbei. Fast, denn es gab noch die Diskussion: Wird später mit eingeklappten oder ausgeklappten Außenspiegeln gemessen? Denn dies wirkt sich sehr auf das Volumen, und damit den Preis, aus. Wir hörten im Nachhinein von unterschiedlichen Fällen, sogar auch Nachzahlung! Unser Caravan Shippers Ansprechpartner hat sich am nächsten Tag mit der zuständigen Reederei kurzgeschlossen und sich dafür eingesetzt, daß wir mit eingeklappten Spiegeln gemessen und berechnet werden.
Leider wußten wir zu diesem Zeitpunkt auch schon, daß unser Schiff 3 Tage in Halifax Verspätung haben wird, da es auch mit 3 Tagen Verzug aus Hamburg auslaufen wird. Zudem machte sich Unsicherheit breit, ob wir unser Fahrzeug überhaupt dann noch vor dem Wochenende (in 3 Wochen) abholen können werden, denn erst 48 Stunden nach Einlaufen in den Hafen steht das Fahrzeug abholbereit zur Verfügung, und am Wochenende hat der Zoll zu. Aber aktuell war dies noch zu früh, sich darum einen Kopf zu machen. Man sollte jedoch in Bezug auf die Abholung flexibel sein! Bei uns kam glücklicherweise keine weitere Verspätung während der Schifffahrt hinzu.
2 Werktage nach Auslaufen des Schiffes haben wir die Rechnung von Caravan Shippers bekommen. Sie war identisch mit dem Angebotspreis, auf unser Nachfragen reduziert um die sog. Tale-Gate-Fee, die andere Reisende im Jahr zuvor vor Ort in Halifax hatten direkt bezahlen müssen. Einen weiteren Arbeitstag später kontaktierte uns bereits die Spedition (Mathers Logistics) per Mail, um unsere Bezahlung der Speditionsgebühr in Halifax zu klären – dies erfolgt immer separat! -, und um über den vorläufigen Abholtermin zu informieren. Bei uns wurde dies auf den Montag nach der Schiffsankunft am Donnerstag zuvor gelegt, da am Wochenende der Zoll zu hat. Von anderen wissen wir, daß es jedoch auch der Dienstag sein kann – selbst wenn das Schiff am Donnerstag zuvor eingelaufen ist. Im Übrigen ist die Spedition für alle 3 Verschiffungsunternehmen die gleiche, d.h. bei der Abholung treffen sich „alle“. Ab jetzt hieß es für uns „nur“ noch: Warten. Und Nova Scotia auf unserer Mietwagenrundreise genießen.
Die Abholung: Von Caravan Shippers haben wir eine Anleitung inkl. Wegpläne zur Abholung erhalten. Seabridge Kunden bekommen eine etwas detaillierte Anleitung mit Hinweisen auf mögliche Fragen, wobei wir unsere als ausreichend erachten würden. Komfortabel jedoch sind die vielen Informationen, die Seabridge ihren Kunden für das Vor-Ort-Befüllen von Diesel, Gas & Co. zur Verfügung stellt. Unser vorläufige Abholtermin wurde uns von der Spedition in Halifax leider nicht mehr bestätigt, und unser mehrfacher Versuch, unsere Ansprechpartnerin vor Ort per Telefon zu erreichen, schlug fehl. So konnten wir nur hoffen, daß es bei jenem Montag bleibt und alles gut geht. Wir waren schon um 7.45 h am vereinbarten Treffpunkt (im Hotel), und unsere Ansprechpartnerin kam auch schon kurze Zeit später. Wir waren die ersten, die die notwendigen Papiere wenige Minuten später in den Händen hielten, und dies, obwohl 9 Uhr als Zeitpunkt ausgemacht war. Mit unserem Mietwagen sind wir die knapp 2 km zum Zoll gefahren – man wird ab hier nicht mehr begleitet! -, und direkt vor uns war ein kanadisches Pärchen, das einen Spezialfall mit ihrem importierten Fahrzeug hat. Es hieß also: Warten. Nach 20 min. machte ein zweiter Schalter auf und wir wurden befragt, ob wir Waffen, Drogen, Lebensmittel usw. an Bord hätten, und wie lange wir in Kanada mit dem Fahrzeug bleiben möchten. Nach Beantworten dieser Fragen hatten wir 10 min. später die abgestempelten Papiere für den Hafen zurück. Also, ab in den Mietwagen, und: Im Stau Stehen! Wir haben für die knapp 7 km eine halbe Stunde gebraucht, aber gut, daß wir wußten, wo der Terminal im Hafen war. Sind ja schon am Tag (= Sonntag) zuvor, mal „Patsha Spicken“ gefahren. 😉 Am Hafen bekamen wir spezielle Ausweise und wurden mit einem Auto auf’s Gelände gefahren. Nicht vergessen: Warnwesten anziehen! Und schön, daß wir beide mit auf’s Gelände durften. Am Gebäude auf dem Gelände konnten wir schon Patsha sehen, denn: Unser Fahrzeug stand direkt vor der Tür, schön in Reihe mit anderen Fahrzeugen! Wir waren mega-happy! Jedoch mußten wir noch warten, bis sich erst jemand unsere Papiere ansah, und dann mußten wir noch die Tale-Gate-Fee direkt vor Ort im Gebäude bezahlen. Anmerkung: Man sagte uns, daß Kunden von Caravan Shippers und Overlander Shipping diese immer vor Ort bezahlen, während Kunden von Seabridge diese bereits in ihrem Angebot/Rechnung inkludiert hätten. War dann auch fast doppelt so teuer (99.03 CAD), wie vermutet und andere im letzten Jahr bezahlen mußten. Nach der Bezahlung kam dann eine weitere Person, mit der wir außen unser Fahrzeug angeschaut haben. Alle Stauraumklappen und Türen waren versiegelt, nur die Siegel an den Fahrerhaustüren waren bereits geöffnet, denn unser Fahrzeug mußte ja bewegt werden. Wo und wann genau versiegelt wurde, wissen wir nicht. Alles war außen und im Fahrerhaus in gutem Zustand, nichts kaputt, auch die Spiegel heile! Wie waren wir erleichtert!!! Und kurz ein Blick in den Wohnkoffer: Auch alles so, wie wir es verlassen hatten, inklusive Mief. 😉 In Summe wurde unser Fahrzeug ca. 4 km – seit unserer Abgabe in Hamburg – bewegt. Spuren von Ketten, die zur Befestigung des Fahrzeuges im Frachtschiff verwendet werden, haben wir nicht bemerkt. Nur, unsere Frontklappe war nicht geschlossen, sondern entriegelt. Keine Ahnung, warum; dies konnte uns auch keiner vor Ort erklären.
Wir mußten das Abholprotokoll unterzeichnen, wobei man uns sagte, daß man nur für äußere Schäden haftbar gemacht wird, nicht für Schäden im Wohnkoffer. Danach durften wir selber Patsha durch die riesigen Berge von Containern aus dem Hafen herausfahren, wobei man an der Schranke wieder den Besucherausweis abgibt.
In diesem Moment waren wir einfach nur überglücklich!