Früh sind wir an jenem November Tag aufgebrochen, um in Richtung mexikanische Grenze Calexico/Mexicali zu fahren. Während es in der Grenzregion auf unserer Seite direkt flott bis zu dem Grenzposten durchging, stauten sich auf mexikanischer Seite in Richtung Amerika die Fahrzeuge. Freundlich wurden wir an der Kontrollstation von bewaffneten Grenzbeamten empfangen und Patsha kurz von innen inspiziert. Gleich daneben konnten wir in einer der Parkbuchten parken, um die wenigen Meter zurück zum Gebäude zur Immigration zu laufen. Wie zuvor kamen wir hier mit einem Mix aus Spanisch und Englisch zurecht, und konnten auch unsere Touristenkarte direkt mit Kreditkarte bezahlen, so daß wir nicht noch zu einer nahegelegenen Bank laufen mußten. Da wir auf der Baja kein TIP (temporary import permit) für Patsha brauchen, vertagen wir dieses auf irgendwann mal später, wenn es irgendwann mal für uns Richtung Festland gehen sollte. Nach 30 Minuten hieß es dann für uns: Bienvenido a Mexico!
Da wir die frischen Lebensmittelvorräte aufgebraucht hatten – unser Kühlschrank wurde ebenfalls kontrolliert -, sind wir in Mexicali direkt einen Walmart angefahren. Erste Erlebnisse: An der Kasse steht jemand, der die Sachen in deinen Wagen legt oder sie dir anreicht, damit du sie in den Wagen legen kannst. Zwar lag dessen Geldbörse offen daneben, aber eine Spende hat keiner verlangt. Und auch beim Einräumen der Lebensmittel in unser Fahrzeug wartete schon jemand daneben, um den leeren Einkaufswagen wieder mitzunehmen. Allesamt freundlich, aber so ganz sicher waren wir uns nicht, ob „etwas“ dafür gewünscht wurde. Und dann kam der grauenhafte Verkehr in Mexicali: Ja, die Mexikaner haben schon eine ganz andere Fahrweise! Wir sind nämlich durch Mexicali gedüst, um an mehreren Banken zu versuchen, Bargeld abzuheben: Die Gebühren waren jedoch für uns nicht nachvollziehbar hoch, so daß wir jedes Mal vondannen zogen. Kleiner Blick in die Zukunft: Tage später in San Felipe haben wir dann am ATM (Santander) im Supermarkt Geld abgeholt, und mit 25 Pesos (pro Transaktion) war dies günstig. Informationen generell zur Bargeldbeschaffung findet Ihr HIER.
Also, zurück nach Mexicali, wo wir fast verzweifelt den Weg hinaus in Richtung MEX 5 gesucht haben, und dies trotz Navi: Straßen waren wegen Baustelle gesperrt, keine Umleitung, keine Ausschilderung. Generell fehlte irgendwie die richtige Beschilderung raus aus der Stadt und zwischenzeitlich gab unser Navi auch auf. Nun ja, da wir diese Zeilen schreiben können, wißt Ihr, wir haben es letztendlich geschafft und dies heile. An jenem Tag sind wir auch nur noch eine Stunde weiter rausgefahren und haben es uns auf der Rancho Mill gemütlich gemacht. Und wir können jetzt schon verraten: DER Vogel für uns auf der Baja ist der Pelikan! In weißer und grauer Ausführung, majestätisch, mit wenigen Flügelschlägen über’s Wasser gleitend. Einfach toll, diesen Vögeln beim Fliegen und Fische-Fangen zuzuschauen.
In den ersten Nächten standen wir jeweils nur für eine Nacht an einem Platz, da wir auch weiter Richtung Süden wollten. Die Landschaft abwechslungsreich, dennoch karg. In Bahia de Los Angeles haben wir uns für ein paar Tage länger „eingerichtet“, bzw. den Regen ausgesessen. Sollte es doch eigentlich nur einen Tag Regen im November geben, aber dann haben wir gleich die Packung für Dezember mit abbekommen. 😉 Standen wir zuvor eher alleine oder nur noch mit einem weiteren Reisenden zusammen, stehen wir hier in Bahia de Los Angeles schön in Reihe mit anderen, aber alles ruhig und jeder hat versucht, den maximal möglichen Abstand zu halten. Angenehm, und wir hatten schon auf der Baja mit solchen volleren Plätzen gerechnet.
In Bahia de Los Angeles hatten wir dann die „glorreiche“ Idee, entlang einer Hinterlandpiste `gen Süden zu fahren, um dann über El Arco im Bogen wieder auf die MEX1 zu stoßen. Ach ja, MEX1! Wir schließen uns denjenigen an, die sagen: Super eng, achten auf den Außenspiegel auf Fahrerseite bei LKW Gegenverkehr, hohe Konzentration! Glücklicherweise verringern auch die LKWs auf der Gegenseite etwas ihre Geschwindigkeit, aber es ist sehr anstrengend, auf dieser Hauptverkehrsader der Baja zu fahren. Und nicht nur, daß die Straße schmal ist: Der rechte Fahrbahnrand ist abgebrochen, teilweise unterspült, so daß die Fahrspur noch enger wird; die Kante am rechten Fahrbahnrand steht teilweise wie eine Abbruchkante 50 Zentimeter hoch heraus, und auch der Fahrbahnbelag hat viele Schlaglöcher und sogar Steine liegen hierauf. Hut ab vor denjenigen, die mehrere hundert Kilometer pro Tag auf dieser Straße schaffen! In den Ortschaften – abseits der MEX 1 – darf man sich dann zusätzlich auf tiefhängende Oberleitungen und nicht erkennbare Topes einstellen. So ist auch der Beifahrer gefragt und muß aufpassen. Aber wir hatten es ja bis nach Bahia de Los Angeles geschafft und wollten auf die Piste, auf der kurz zuvor noch das Rennen Baja 1000 stattgefunden hatte. Fazit: Eine ganz blöde Idee!
Wir hatten uns nach ca. 30 km einen „Entscheidungspunkt“ gesetzt, da die Piste so schlecht war, und tatsächlich wurde sie etwas besser. Nach knapp 70 km waren wir am Übernachtungsplatz angekommen und waren da noch guter Dinge, daß wir auch die weitere Strecke schaffen (150 km). Da hatten wir schon eine Tiefsandpassage um eine Riesen-Kaktee hinter uns. Stand dieser Tag noch unter dem Motto „Waschbrett und Steinpassagen“, so stand der nächste Tag unter dem Motto: „Tiefsand, ausgefahrene, schräge Kehren, und abgebrochene Bergpassagen“. So mußte es kommen, wie es kommen mußte: Nach weiteren 30 km, knapp unter der Passhöhe, waren uns 2 Passagen zu schräg und ausgefahren, daß wir das Risiko, umzukippen, nicht mehr eingehen wollten. Und es wären nur noch 13 km bis zu unserem nächsten Etappenziel, einer Ranch, gewesen. Wir sind die ganze, extrem schwierige Piste wieder zurück, um nach weiteren 1.5 Tagen frustriert am Ausgangspunkt anzukommen. Von weiteren Reisenden wissen wir, daß es nach diesen 2 Passagen „etwas“ besser geworden wäre, bevor dann über 70 km härtestes Waschbrett gekommen wäre. Aber für uns ist „unser“ Schwachpunkt klar: Kippen! Denn wenn wir die ausgefahrenen Buckel in der Piste mit unserer Spurbreite nicht getroffen hätten, dann wären wir seitlich weggerutscht, und dies an einer Stelle, die eh‘ abgebrochen war. Wie gesagt, es war eine ganz blöde Idee, generell diese Piste zu fahren! Und absolut materialmordend!
Nach dieser Aktion haben wir uns gedacht: Erstmal keine weiteren, tagelangen Offroadtouren mehr, sondern – gerne auch offroad, aber übersichtlich lang – zu anderen schönen Plätzen. So haben wir dann die nächste Zeit auch immer 2 Tage an wirklich schönen Stränden gestanden, weitere, nette Reisende kennengelernt – oder die gleichen wieder getroffen -, und die ersten Schnorchel-Fotos gemacht. Tagsüber schön mäßig warm, nachts dafür kühler, und so langsam frischt der Wind hier mächtig auf. Aber – Gruß in die Heimat! – kein Schneechaos! Am Pazifik sind wir übrigens – nachdem wir am Atlantik Mitte Mai mit Patsha gestartet sind – nach über 6 Monaten angekommen! Yeah! Apropos Zeit: Ab Baja California Sur gilt wieder eine neue Zeitzone und wir mußten unsere Uhren schon wieder um eine Stunde vorstellen.
Die Mexikaner machen uns „unsere ersten Schritte auf der Baja“ leicht: Freundlich, teilweise mit englisch, während wir uns mit spanisch abmühen, ist eine Verständigung möglich. Wenn wir grüßen, wird immer zurück gegrüßt, an Stränden fährt man winkend an uns vorbei, und in den Supermärkten ist spanisch-mexikanisches Flair, mit laut schwatzenden Gruppen, die sich treffen. Wir müssen auf jeden Fall tiefer in die Sprache eintauchen, damit Begegnungen nicht an der Oberfläche bleiben. Selbst an zwei Stränden, an denen man auf uns zukam, um Geld zu verlangen, blieben alle freundlich, als wir ablehnten und weiterzogen. Wir sind gerne bereit, für erkennbare Gegenleistungen an öffentlichen, und damit eigentlich kostenlosen Stränden, zu bezahlen, aber nicht pauschal.
Woran wir uns erstmal gewöhnen mußten – auch wenn wir dies von anderen Ländern aus früheren Urlauben bereits kennen -, ist die hiesige Militärpräsenz sowie die Militärcheckpoints: Immer freundlich, nie ein Problem, die Soldaten winken uns beim Überholen auch immer zu. Gleich an unserem zweiten Übernachtungsplatz haben wir in der Früh „Besuch“ von vermummten, schwer bewaffneten Militär-Spezialeinheiten bekommen, die sich jedoch nicht für uns, sondern für die Küste interessierten. Wir hatten kurz das Fenster aufgemacht, um zu fragen, ob alles ok. sei und die Antwort war: You are absolutely fine! Im Ort San Felipe selber sind wir tags zuvor mitten in einen Einsatz jener Truppen gekommen, und mehrere Hubschrauber kreisten umher. Die Locals schien das dennoch nicht zu tangieren. Bis auf einen Agricultural Checkpoint, an dem man über desinfizierenden Spraynebel fuhr und hierfür 20 Pesos (ca. 1 €) bezahlen mußte, wurden wir bei keiner Kontrolle zur Kasse gebeten.
Wir achten darauf, daß wir beim Campen nicht alle unsere Sachen umherliegen lassen, fühlten uns aber bislang überall und jederzeit sicher. Nur vor Kakteen nicht. 😉 Man muß schon gut aufpassen, wohin man tritt, denn die langen Nadeln bohren sich locker durch Gummisohlen durch. Aua!!!
Besonders für uns waren bislang auch die Begegnungen mit anderen Reisenden; irgendwie ist hier eine ganz andere Stimmung als in Griechenland, wo wir ebenfalls überwintert hatten. Seid also gespannt darauf, was wir demnächst mal berichten werden.