In der Regel reisen wir alleine; dies ist unser Reisestil. Wenn wir ab und zu andere Reisende treffen, ergibt sich daher auch eher ein netter Schwatz, als daß man sich verabredet, eine Zeitlang zusammen zu fahren. Eine einzige Ausnahme bestätigt daher bislang die Regel. Und auch der bisherige Rekord, sich 4x zufällig zu treffen (bisher gehalten von Julia und Micka (skipandcoadventure) im Osten Europas), war bis dato ungeschlagen. 😉 Aber auf der Baja ist die Welt klein, und sehr viele Reisende kommen hierher zum Überwintern und haben eine ähnliche Route. So geschah es also … Aber halt: Bevor wir zu unserem eigentlichen Thema kommen, eine kleine, andere Geschichte über eine virtuelle Begegnung vorab.
Letzten November wurde unser geliebtes Zuhause 30 Jahre alt! Patsha, im früheren Leben eine rote Feuerwehr, ermöglicht uns seit über 2 Jahren, mit ihm umher zu reisen. So kamen wir auf die spontane Idee, seinen früheren „Eltern“, der FFH Wöllersdorf in Österreich, zu Patshas Geburtstag eine Mail zu schreiben. Und wir waren überwältigt von der Antwort, mit der wir nie gerechnet hätten. Wir bekamen Fotos aus Patshas früherem Leben geschickt; wir erfuhren, daß Patsha früher „Tank“ hieß, und wir lernten Menschen (virtuell per Mail) kennen, die ihre Ausbildung auf Patsha gemacht und LKW fahren gelernt hatten. So wie sie bei unserem Ausbaubericht schmunzeln mußten, so ließen sie uns schmunzeln, als wir hörten, daß Patsha alias Tank früher Niederquerschnittsreifen brauchte, um im Ort unter der Brücke durchzupassen. Oder, daß die Kippvorrichtung des Fahrerhauses in der Mitte immer schon ein Problem darstellte, und weswegen wir jetzt mit einer Spezialanfertigung das Fahrerhaus zwar kippen, aber nicht vollends bewegen können. Die Mail war mit so viel Erinnerungen bestückt, daß wir das Gefühl hatten, wir lernen etwas vom ersten Leben unseres jetzigen Zuhauses kennen. Es war wirklich rührend. Rührend war auch die Einladung, die wir bekamen, mal vorbei zu schauen, sollten wir wieder in der Nähe sein, und wir ärgerten uns insgeheim über uns etwas, warum wir nicht schon früher den Kontakt gesucht hatten. Dies wäre bestimmt ein tolles Erlebnis gewesen! Aber wer weiß, vielleicht so in 5 Jahren, wenn wir eventuell auf den europäischen Kontinent zurückkehren…
Aber zurück von dieser virtuellen Begegnung zu den echten auf der Baja California. Es war immer wieder lustig, zu sehen, wer da schon auf dem Strand stand – und wen wir da so kannten –, wenn wir angerollt kamen. In den ersten Wochen gab es tatsächlich viele Situationen, wo wir Reisende nicht nur ein- oder zweimal trafen, sondern noch häufiger. Manchmal spontan und ungeplant, manchmal durch die Stellplatztipps bedingt, die man ausgetauscht hatte. Es war wie in einem Strom südwärts, wo man sich anscheinend mal links oder rechts überholt hatte, um sich dann an einem Punkt wiederzusehen. Im Süden „zerfaserte“ sich der Strom etwas, da manche an manchen Plätzen länger verweilten, oder die Fähre hinüber zum Festland nahmen. So verbleibt man danach eher in stetem virtuellen Austausch und verfolgt gespannt die neuen Fotos und Eindrücke, die per Insta oder WaP geteilt werden. Auf dem Weg retour wirkt es dagegen jetzt eher wie in einer Rückreisewelle mit amerikanischen und kanadischen Reisenden: Begegnungen werden flüchtiger, da man zumeist nur eine einzige Nacht irgendwo stehen bleibt. Wahrscheinlich drängt auch für viele die Zeit, wieder zu Hause sein zu müssen.
Wenn wir auf die vielen unterschiedlichen Fahrzeuge schauen, denen wir auf der Baja begegnet sind, ist hier die volle Bandbreite vertreten: Von kleinen Campervans, über die Pick-ups mit Hook-up-Kabine, bis zu den großen Expedis, wobei diese häufiger von europäischen Reisenden bewegt werden, wenn auch nicht ausschließlich. Insbesondere mit letzteren teilen wir das gemeinsame Leid, auf diesen engen Straßen große Geschosse zu bewegen. Ja, die liebe MEX 1… Während wir auf unserer Europa-Tour auch viele Reisende kennenlernen durften, die für einen begrenzten Zeitraum unterwegs waren (z.B. 1-2 Jahre), so sind es hier entweder die „Snowbirds“, die zeitlich begrenzt aus dem Norden Amerikas hier dem Winter entfliehen, oder die Langzeitreisenden, die wie wir als Overlander leben. Und es ist immer wieder interessant, die jeweiligen Geschichten zu erfahren, wie es dazu gekommen ist, und was ihre Pläne für die Zukunft sind.
Insbesondere die Geschichte von Anke und Wolfgang hat uns beeindruckt und mit ihren 12 Jahre Reiseerfahrung haben sie uns einiges voraus. Sie sind inzwischen für uns so etwas wie „der Baja-Fels in der Brandung“ geworden, so häufig haben wir die beiden nicht nur getroffen, sondern auch tolle Gespräche gehabt, und wir waren immer sehr dankbar für ihre technische Hilfe. Und auch den lecker Thunfisch! 😉
Trotz dieser vielen Treffen auf der Baja wird unser Stil weiterhin das alleine Reisen bleiben. Zu unterschiedlich sind generell zwischen uns und anderen Reisenden die Routenpräferenzen, das eigene Fahrtempo bzw. das „Sitzfleisch“, an einem Platz zu verweilen, und die Interessen. Wir mögen es sehr, die Welt zu zweit zu erkunden. Aber: Es ist schön, Gleichgesinnte zu treffen; insbesondere dann, wenn die Chemie stimmt. Wir merken, daß es wichtig ist, vernetzt zu sein und zu bleiben. Nicht, um Spaß beim Teilen von Insta-Fotos zu haben, sondern, um Erfahrungen auszutauschen, sich gegenseitig Tipps zu geben, oder gar zu helfen. Und mit den vielen Kommunikationsmöglichkeiten, die sich einem inzwischen bieten, und auch unserer eigenen Möglichkeit, neuerdings permanent online sein zu können, ist es egal, wieviel tausende von Kilometern man entfernt voneinander ist. Ich erinnere mich gerne an ganz früher, an einen Mailaustausch mit Tanja (Crosli), wo ich bei unserem Fahrzeugaufbau Fragen hatte, die sie mir binnen weniger Stunden aus Portugal beantwortet hatte. Oder Michaela (exploring509), die mir damals – während wir noch auf unserer Europa-Tour waren – immer schnell aus den USA wertvolle Hinweise gegeben hatte. Oder Andrea und Mike (4-Xtremes), die wir in unserem damaligen Rumänien-Urlaub zwar leider immer knapp verpaßt hatten, aber bis heute ein super netter Kontakt besteht. Oder, oder… Man möge es uns jetzt verzeihen, wenn wir nicht alle schaffen, zu erwähnen.
Der Aufbau der eigenen Reise-Community kostet jedoch Zeit, aber die haben wir ja jetzt. Und es macht Spaß: Geben und Nehmen!