Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern: Mit meinen Kollegen saß ich im März 2020 in einem Workshop in Regensburg als die Nachrichten um den in Wuhan ausgebrochenen Virus immer eindringlicher wurden. Eine Reisesperre für neue Dienstreisen und Absage zukünftiger Workshops wurde ausgesprochen, und nur wenige Tage später wurde Homeoffice angeordnet. Dass dieses dann für über ein Jahr anhielt, damit hatte und konnte damals keiner rechnen. Und inmitten dieser Zeit fand der Aufbau unseres heutigen Reisemobils statt. Rückblickend unfaßbar und Wahnsinn, wie sich alles gefügt hat. Aber damals…
Im November 2019 hatten wir unsere Feuerwehr bei Feuerwehrfahrzeuge-Lohr gekauft und in unserem Urlaub auf den Kapverden – über Weihnachten und Sylvester – haben wir mit FRM-Technik alles Weitere besprochen. So konnten wir Anfang Januar 2020 unser Basisfahrzeug abholen und bei FRM-Technik unterstellen, damit sie flexibel starten können (LINK). Und dann kam jener Tag im März 2020, der alles veränderte und mit dem die Pandemie – und der Lockdown wenige Tage später – begann. Wir waren unsicher: Was wird aus unserem Traum? Unserem Vorhaben, später auf Reise zu gehen? Können wir den Aufbau unseres Fahrzeuges weiter verfolgen? Dürfen wir FRM-Technik besuchen fahren? Wie steht es mit den Lieferverzögerungen von Teilen? Und, und, und… Fragen über Fragen; keine oder nur ganz wenige Antworten. Wir hatten unseren Projektplan und unsere Risklist, aber nein, COVID_19 gehörte nicht mit dazu. Wir waren sehr dankbar, wie flexibel FRM-Technik mit Lieferverzögerungen umging und andere Sachen vorzog bzw. umplante. So kamen unsere Fenster nicht rechtzeitig, da es Lieferverzug für Winkel in den Fensterrahmen gab. Aber auch die Rohstoffpreise erhöhten sich. Gleichzeitig wollten wir unser Haus, unser Drachennest, verkaufen. Wie wird sich der Markt in jenen Tagen verändern? Können wir Interessenten bei uns zu Hause empfangen? Interessiert sich überhaupt jemand zu dieser Zeit für einen solchen Schritt, ein Haus zu kaufen? Fragen über Fragen. Und wieder hatten wir enormes Glück und mit den beiden Käufern – die wir vor kurzem erst in ihrem Alaska Urlaub haben wiedersehen können – ganz tolle, neue Besitzer für unser Drachennest gefunden.
Im Jahr darauf, 2021, waren wir größtenteils immer noch im Homeoffice, auch wenn der Lockdown mit seinen strengen Regelungen längst vorüber war. Masken waren weiterhin Pflicht. Zu diesem Zeitpunkt wuchs unsere Kabine – also unser zukünftiges Zuhause – immer mehr und viele Details wurden umgesetzt (LINK). Aber die Frage, ob wir wirklich frei reisen können, war noch ungelöst. Wir haben in jenem Jahr in Schweden mit unserem Pkw und Zelt Urlaub gemacht, denn der Grenzübertritt zu Norwegen war an den Stellen, an denen wir einreisen wollten bzw. konnten, für uns nicht möglich. Erst im Juni war es für uns möglich, uns impfen zu lassen – gemäß unserer Altersgruppe -, aber die Regelungen mit Corona-App, Zertifikat und Co. waren immer noch länderspezifisch existent. Unser Ziel war zu diesem Zeitpunkt nach wie vor, ab Januar 2022 unsere Testreise in Europa zu beginnen…
Im Januar ´22 haben wir den Haustürschlüssel übergeben und sind mit Patsha in Richtung Frankreich aufgebrochen. Wir erinnern uns noch, daß die Restaurants leer waren, nicht jeder Tisch durfte belegt werden, und wir brauchten die französische Corona-App, um hinein zu kommen. Aber wir erinnern uns auch noch an ein menschenleeres Carcassonne, in dem wir bei nächtlicher Gewitterstimmung alleine umherwandelten und die düstere, faszinierende Atmosphäre genossen haben. Wir hatten den Aufbruch geschafft! Und wenige Monate später, in Portugal, waren wir plötzlich die Einzigen im Supermarkt mit Maske, denn am Tag zuvor wurde die Maskenpflicht im Land abgeschafft, wovon wir irgendwie nichts mitbekommen hatten. Einen Impfnachweis wollte bei unseren ganzen Grenzübergängen (in Europa) niemand sehen; die Corona-App brauchte man mittlerweile auch nicht mehr, nur die Maskenpflicht bzw. das freiwillige Tragen der Maske und die Abstandsregel blieb – auch je nach Land bzw. Kultur der dortigen Bevölkerung. Waren anfänglich noch gefühlt wenige Wohn- bzw. Reisemobile unterwegs, hatten wir später den Eindruck, eine Welle ist hereingebrochen und viele haben sich mittlerweile für ein solches Reisegefährt entschieden.
Und heute? Was ist geblieben? Eine, in ihren Meinungen über das Thema „Corona bzw. Covid_19“ gespaltene Gesellschaft – egal in welchem Land -, und viele neue Begriffe im eigenen Wortschatz. Es wird gesprochen, als ob es eine Zeit „davor“ und eine Zeit „danach“ gibt, wobei es eigentlich mittlerweile eine Zeit „damit“ ist. Reisen ist unseres Wissens nach uneingeschränkt möglich, keine Maskenpflicht mehr; Abstandsregelungen längst Vergangenheit, auch wenn der Kleber am Fußboden vor der Supermarktkasse sehr häufig noch existiert. Und man schüttelt viele Hände; ist es doch ein netter Akt der Begrüßung oder Verabschiedung, den man von klein auf gelernt hat.
Wenn wir zurückblicken, haben wir jeden Schritt unseres Projektplanes in-time umgesetzt, und wir konnten unseren Reisestart wie geplant realisieren. Die ganzen Zweifel, Sorgen und Ängste haben sich aufgelöst; wir haben den Mut nie verloren, unseren Weg zu gehen. Wir waren flexibel, haben immer versucht, Lösungen oder Alternativen zu finden. Wir hatten aber auch wahnsinniges Glück, wie sich alles entwickelt und gefügt hat, inklusive vieler lieber Menschen, die uns dabei unterstützt haben. Wir haben immer an unseren Traum geglaubt und leben ihn jetzt!