Vor fast genau 10 Jahren verlief ein Teil unseres damaligen USA Urlaubes bereits schon einmal durch Utah – einem Bundesstaat, der landschaftlich so viel zu bieten hat. Hier finden sich einige der schönsten und spektakulärsten Nationalparks: Zion NP, Capitol Reef NP, Canyonlands NP, Arches NP und auch der Bryce Canyon NP. Damals blieb uns für unsere Reise nicht viel Zeit, so daß wir in nur 4 Tagen mit Strecken zwischen 200 und 600 km pro Tag (!) regelrecht durchgehetzt sind. Diesmal hatten wir den Plan, um die 3-4 Wochen hier zu bleiben und uns in Ruhe die traumhafte Natur anzuschauen. Und es waren tatsächlich 3 Wochen, die wir in Utah verbracht hatten, aber es waren auch sehr anstrengende Wochen!
Eigentlich fing es recht harmlos an: Von Salt Lake City sind wir südlich über eine gute Schotterpiste zum tollen Aussichtspunkt „The Wedge“ gefahren. Am nächsten Tag – da die Piste so gut war – sind wir weiter gefahren, bis zum San Rafael River, wobei wir dann dort schon die erste Offroad-Einlage unternommen hatten, denn wir wollten etwas abseits, mit offenem Blick auf die großen, roten Berge, stehen. Eine erste Sandpassage, ein erster Dip (= Kuhle), und auch eine steinige, leicht steile Strecke galt es zu bewältigen; aber alles gut machbar und wir standen super exponiert mit noch super-tollerem Blick. Daß dann nachts über uns ein heftiges Gewitter hinweg zog, konnten wir da noch nicht ahnen, denn unsere Wetter-App hat uns nicht davor gewarnt und am Himmel waren keine Warnzeichen ersichtlich. Im Nachhinein haben wir festgestellt: Für Utah gibt es eigentlich keine verlässliche Wettervorhersage. Aufgrund des starken Regens war die Weiterfahrt am nächsten Tag dann stellenweise schon etwas rutschig, so daß wir froh waren, als wir wieder sicheren Grund erreicht hatten.
Bestens gelaunt sind wir dann zwei Tage später auf die Temple Mountain Road – also wieder keine wirkliche Straße, sondern eine Erd-/Schotterpiste – gefahren. Sie war gut zu fahren, auch wenn anfangs ein paar wenige Schlammpassagen dabei waren. Aber auch hier wieder: Landschaftlich ein Traum! Und wir waren hier ganz alleine unterwegs! Nur am Anfang stand noch ein Pick-up, dessen Fahrer auf unser Nachfragen, ob alles ok. ist, antwortete, daß er den hier gerade noch verfügbaren Netzempfang nutzt, denn wie so oft auf unserer Art zu Reisen durch die USA: Die Netzabdeckung geht gegen Null. Die Weiterfahrt am nächsten Tag hinaus aus dem Gebiet war dann zwar ein wenig steinig, aber gut machbar. Dennoch hatten wir keine Lust, noch die „Behind the Rock-Road“ zu fahren, so daß es dann g’schwind in den Goblin Valley State Park ging – diesmal auf Teerstraße.
Dort trafen wir dann auf Michaela und Peter von Exploring509 und spontan haben wir beschlossen: Wir könnten ja die erste Strecke des Cathedral Valley Loops im Capitol Reef NP zusammen fahren. Ursprünglich hatten wir vor, nur den nördlichen Teil jener Rundtour zu fahren, die wir schon damals in unserem USA Urlaub durchquert hatten. Und unsere Erinnerungen waren recht positiv; so sind wir damals durch diesen Teil in wenigen Stunden als Teil einer längeren Tagesetappe gefahren: Also, alles kein Problem! Nun ja: Der Einstieg in den südlichen Teil fing bei einer Furt an, die harmlos war. Die Ein- und Ausstiege waren zwar etwas ausgewaschen und abschüssig, aber gut fahrbar. Dann kamen jedoch die ersten Sandpassagen, die in die (trockenen) Flußbetten hinein und wieder hinausführten. Wir hatten zuvor schon Luft abgelassen, aber die Rein- und Rausfahrten waren teilweise schräg, so daß wir bereits hier schon sehr auf die Schräglage unseres Wohnkoffers achten mußten. Mittlerweile haben wir gelernt, daß zu niedriger Druck auf der Hinterachse auch kontraproduktiv ist, wenn man starke Schräglagen erwartet. Nach knapp 30 km, die wir diese Piste an jenem Tag gefahren sind, war es dann einfach besser, schon die Pause für die Nacht einzulegen, denn es blieb auch nicht mehr lange hell. Der erste Tag fing also schon mal anstrengend an. Die Weiterfahrt am nächsten Tag war dann zunächst gut und unproblematisch, so daß wir bis zur westlichen Seite des Loops gut durchkamen. So gut, daß wir zusammen entschieden hatten: Wir fahren an jenem Tag noch weiter. Puh, denn es wurde wieder anstrengend! Steile, steinige und enge Serpentinen runter, dann wieder Sandpassagen, dann hartes Wellblech. Nach weiteren 3 Stunden war Team „Passion4Patina“ platt und es war gut, daß wir wieder unser Nachtlager kurz vor Sonnenuntergang aufschlugen. Wie konnten wir diese Sektion nur so „komfortabel“ von unserem USA Urlaub in Erinnerung behalten haben? Einheimische sagten uns später, daß insbesondere die Sandpassagen in die (trockenen) Flußbetten erst im August diesen Jahres unwetterbedingt so entstanden sind. Und generell ist unsere Erfahrung in Utah als auch den anderen Bundesstaaten: Die Straßen bzw. Offroad-Pisten werden nicht zwingend gepflegt, sie sind und bleiben offroad. Ok., rausgekommen sind wir dann an Tag 3 aus dem Cathedral Valley Loop natürlich schon, aber es war einfach – Ihr dürft jetzt raten! – „nicht unanstrengend“. Wenn auch natürlich landschaftlich ein Traum: Die Farben, die Formen, der Park mit anderen Fahrzeugen nicht überlaufen!!! Und es war toll, diese Tour zusammen mit Michaela und Peter gemacht zu haben (ihre Story hierzu findet Ihr HIER). Aber jetzt brauchten wir erstmal „Ruhe“. 😉
Apropos Ruhe: Nun ja, am Tag darauf – zur Mars Research Station und zum Moonscape Overlook – wurde es schon wieder „offroadig“, aber ok., wir wollten unbedingt dahin. Und wieder hat es sich ausgezahlt; insbesondere der Moonscape Overlook ist nicht von dieser Welt!
Eine Erfahrung, die wir zu jenem Zeitpunkt auch gemacht haben: Wir sollten unseren hinteren Unterfahrschutz doch etwas weiter hochklappen, um unseren (hinteren) Böschungswinkel zu verbessern, denn es waren in den Dips manchmal nur ein paar Zentimeter zwischen Boden und unserer Stange bzw. auch knappe Aufsetzer, die erstmal im Sand kein Problem waren. Hier müssen wir konstruktiv noch einmal nachbessern, da dies derzeit nicht geht. Aber wir haben schon eine Idee…
Wie ging es dann weiter: Offroad-Piste von Norden zum Arches NP! Die Anfahrt zu einem Stellplatz vor dem Nationalpark hat uns dann in so extreme seitliche Schräglage gebracht, bei welcher auf der einen Seite noch ein knapp 1 m hoher Stacheldrahtzaun war, daß wir erstmals dachten, zu kippen. Bilder gibt es davon nicht; der Blutdruck war einfach zu hoch. Wir haben dann direkt am Eingangstor zum Nationalpark für die Nacht Halt gemacht; hätten wir gleich so machen sollen. Natürlich waren davor und am nächsten Tag bei der Weiterfahrt wieder harte Waschbrettpisten angesagt. Die rütteln und rappeln alles durch und obwohl bislang erstaunlicherweise kein Teller kaputt gegangen ist, gut für Patsha inklusive Interieur ist dies einfach nicht.
Bevor wir in den Canyonlands NP gefahren sind, wollten wir noch zu einem Campground (Porcupine Campground), den wir bei anderen Reisenden gesehen hatten und der einen traumhaften Ausblick hat. Die Wegbeschreibung zu den Stellplätzen, die auf dem Weg dorthin liegen, war in iOverlander alles „easy“, also natürlich: Wir sind bestimmt in 20 Minuten dort. Es wurde eine enge, steile, steinige und stellenweise auch sandige Anfahrt, aber wir wollten nicht aufgeben. Aufgegeben haben wir dann auf den wenigen Metern zum Campground, denn dieser war einfach zu sandig-schräg, und teilweise war der Weg ausgehöhlt. Wir wären sonst mit unserem Wohnkoffer auf die andere Seite, in Richtung Bäume, gekippt. Wir haben dann zwar einen guten, ruhigen Stellplatz wenige hundert Meter zuvor auf einem Sandparkplatz gefunden – und auch der Ausblick auf die Ebene war von dort traumhaft -, aber „easy“ war das Ganze nicht. Ach ja, am nächsten Tag mußten wir natürlich wieder runter, da die Weiterfahrt bis zu einer Teerstraße laut Aussagen Vorbeifahrender nicht besser werden sollte.
Jetzt fehlt zu unserem Offroad-Glück nur noch der Shafer Trail im Canyonlands NP. In unserem damaligen Urlaub sind wir bereits die Potash Road gefahren und im Anschluß daran den Long Canyon Trail, daher wußten wir: Wir müssen bei dieser Wegführung unter einem riesigen Felsbrocken durch und die Lücke hat nur Platz für einen PKW, aber nicht für einen LKW. Da der Shafer Trail jedoch mittlerweile auch als ein „Must-Do“ für Overlander gilt, wollten wir diesen dann alternativ meistern: Von oben nach unten, d.h. die Serpentinen runter, nicht rauf! Ihr dürft Euch jetzt schon auf Bilder und unser Video freuen, welche es dann im nächsten Blogartikel geben wird, aber so viel sei schon mal gesagt: Es war wieder anstrengend! 😉 Wir haben die Strecke in gut 4 Stunden gemeistert und waren überrascht, daß wir sogar noch vor dem Mittag wieder in Moab waren. Und natürlich wieder: Traumhaft schön! Ein echtes Erlebnis und eine tolle Erfahrung!
Nach diesen Wochen hatten wir uns gesagt: Überschaubar lange Offroad Strecken zu Übernachtungsplätzen ok., aber keine (Hardcore Offroad-Passagen) für mehrere Stunden oder gar Tage! Wir brauchen mal Ruhe! 😉 Utah ist landschaftlich genial, auch außerhalb der National Parks! Die Offroad-Strecken – wir sprechen natürlich die ganze Zeit von 4WD Pisten und nicht von wildem Querfeldein-Fahren! – sind wirklich extrem und naturbelassen, und selbst Locals meinten zu uns, daß man hier sein ganzes Leben lang verbringen kann, immer wieder neue, spektakuläre Orte zu entdecken! Solange alles gut geht, ist das Offroad-Fahren im Nachhinein super gewesen, eine tolle Erfahrung und es hat sich definitiv gelohnt! Aber: Es ist einfach – jetzt dürft Ihr wieder raten! – anstrengend und auch materialmordend für Patsha! Absolut kein Vergleich zu den Offroad-Strecken in Kanada oder auf unserer bisherigen USA Route. Mit unserem damaligen Mietwagen in den USA – einem Jeep Patriot – „flogen“ wir förmlich über die Pisten; wirklich „alles easy“. Und wir fahren nicht zum ersten Mal Offroad und meinen, wir haben im Geländewagen eine gute Routine. Waren wir doch damit schon in Nord-, Mittel- und Südamerika unterwegs, sowie auch in Europa, Australien und Afrika. Aber mit einem (großen) LKW solche Strecken zu fahren, der nicht komfortabel gefedert ist, einen längeren Radstand im Vergleich zu einem PKW hat – also weniger wendig ist -, und durch die Höhe des Wohnkoffers eine stärkere, seitliche Kippneigung hat, ist dies noch einmal eine ganz andere Herausforderung. Zudem sind wir mit einem für uns wertvollen „Zuhause“ unterwegs und da möchten wir nichts riskieren. Obwohl wir von Patsha begeistert sind, was damit alles geht: Perfekte Traktion durch extrem gute Verschränkung (sehr weicher MB-Fahrzeugrahmen in Kombination mit Federrahmen durch FRM-Technik), auch die Steigungen sowie Schräglagen und die Bodenfreiheit waren kein Problem. Jedoch – wie zuvor erwähnt – müßten wir unseren hinteren Böschungswinkel etwas verbessern, und auch das Durchfahren von lehmigen Schlammpassagen mit Baustellenreifen setzt diese schnell zu. Wobei wir auch dazu sagen müssen, daß wir bislang weder unsere Sandbleche noch unser Bergeequipment gebraucht hatten; auch unsere Schneeketten, die man gleichwohl auch auf Schlammpassagen hätte anlegen können, sind noch jungfräulich. Noch als Schmankerl: Unser Rampenspiegel verliert jedenfalls immer seinen Halt und steht irgendwann so schräg, daß man vorne vor der Scheibe gar nichts sehen kann. 😊 Aber wir merken schon, daß wir so langsam auch die Limits von Patsha erreichen.
Nach den 3 Wochen in Utah stand jedoch für uns fest: Wir bräuchten jetzt mal ein paar Tage Pause vom Offroad-Reisen! 😉